Infektionen durch Viren

Infektionen durch Viren
Infektionen durch Viren
 
Viren sind Krankheitserreger, die über keinen eigenen Stoffwechsel verfügen, ja noch nicht einmal wie eine Zelle aufgebaut sind. Sie bestehen nur aus einem Strang Nukleinsäure, der die Erbinformationen enthält, und Proteinen, die die Erbanlagen umhüllen und damit schützen (Kapsid). Viren benötigen daher eine Wirtszelle, um sich zu vermehren.
 
 Ablauf einer Virusinfektion
 
Die meisten Viren greifen nur ganz bestimmte Zellen an. Sie besitzen Strukturen, die wie ein Schlüssel ins Schloss zu den Rezeptoren auf der Oberfläche ihrer Zielzellen passen. Dort docken sie an, schleusen ihr Erbgut in die Wirtszelle ein und sorgen dafür, dass es in die DNA der Zelle eingebaut wird. Dadurch wird die Zelle gezwungen, neue Viren herzustellen und in den Organismus freizusetzen. Als Folge sterben die Wirtszellen ab oder sie verändern sich.
 
Medikamente gegen Viren sind rar. Einer der Gründe: Mittel, die Viren vernichten, schädigen gleichzeitig oft die Wirtszelle. Virostatika, deren Wirkung u. a. darin besteht, die Vermehrung von Viren zu hemmen, werden in der Regel nur bei schweren oder spezifischen Infektionen eingesetzt. Schutz vor einigen Virusinfektionen bieten Impfungen, z. B. gegen Influenzaviren.
 
 
Masern, Röteln, Mumps und Windpocken gehören zu den viralen Infektionen. Da Masern und Mumps im Einzelfall einen schweren Verlauf nehmen (Mumps kann bei Jungen z. B. zur Unfruchtbarkeit führen) und die Röteln für Schwangere bzw. ihre ungeborenen Kinder gefährlich sind, sollten Kinder ab dem 15. Lebensmonat gegen diese Erkrankungen geimpft werden. Die Windpocken nehmen meist einen harmlosen Verlauf, sodass eine Impfung (aktive oder passive Immunisierung) nur für gefährdete Personen (z. B. Immungeschwächte) erforderlich ist. Allerdings werden die Windpocken durch ein Virus aus der Gruppe der Herpesviren (Varicellazoster-Virus) ausgelöst, das nach überstandener Krankheit unentdeckt von den Immunzellen im Körper verbleiben kann. Wird es erneut aktiv, löst es die schmerzhafte Gürtelrose (Herpes zoster) aus, bei der sich meist einseitig längs von Nerven verlaufend Bläschen bilden. Der Nervenschmerz kann nach überstandener Infektion anhalten.
 
 Herpesvirus-Infektionen
 
Herpesinfektionen im engsten Sinne (Herpes labialis, Herpes genitalis) werden durch die Herpes-simplex-Viren vom Typ I und II hervorgerufen. Nach der Erstinfektion, die sich nicht immer durch Krankheitssymptome zeigt, wandern einige Viren in Nervenknoten, wo sie dem Zugriff des Immunsystems entzogen sind. Die Krankheit kann daher jederzeit oder wieder ausbrechen (Herpesrezidiv). Sie äußert sich in einem zum Teil sehr schmerzhaften Bläschenausschlag an den Lippen oder Genitalien. Bei immungeschwächten Personen oder bei Neugeborenen können die Viren im Einzelfall eine Gehirnentzündung (Herpes-Enzephalitis) auslösen.
 
 Killerviren und Prionen
 
Als Killerviren gelten Viren, die innerhalb kürzester Zeit den Tod herbeiführen, sehr ansteckend sind und den Großteil einer Population vernichten. Das Ebola-Virus z. B. ruft hämorrhagisches Fieber hervor, zu dessen Symptomen starke Blutungen von Haut und Schleimhäuten zählen. Viele Killerviren sind in den Tropen beheimatet; oft sind ihre ursprünglichen Wirte Tiere, doch z. B. infolge von Erbgutveränderungen werden manche Menschen befallen. Prionen, die als Erreger von Rinderwahnsinn (BSE) und dem menschlichen Äquivalent, der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, gelten, sind keine Viren, sondern virusähnliche Teilchen, die aus krankhaft veränderten Eiweißen bestehen und körpereigene Eiweiße in veränderte Eiweiße umbauen, die Ablagerungen im Gehirn hervorrufen, was letztlich zum Tod führt.
 
 
Zwei verschiedene bisher bekannte HI-Viren (HIV I und II), die vor allem durch sexuelle Kontakte und Blut übertragen werden, lösen die Immunschwächekrankheit Aids aus. Die Viren greifen Zellen des Immunsystems, die T-Helferzellen, an. Durch Zerstörung der Abwehrzellen wird der Körper nach und nach anfälliger für Krankheiten, die letztlich den Tod herbeiführen. Krankheitssymptome machen sich jedoch oft erst nach Jahren bemerkbar. Aids wird in Stadien eingeteilt, abhängig von den auftretenden Krankheitszeichen und der Anzahl der verbleibenden T-Helferzellen. Charakteristisch für Aids sind die HIV-assoziierten Krankheiten, die nicht durch das Virus an sich ausgelöst werden, sondern infolge der Abwehrschwäche auftreten. Dazu zählen vor allem eine Form der Lungenentzündung, die durch den Einzeller Pneumocystis carinii hervorgerufen wird, sowie eine seltene Krebsform, das Kaposi-Sarkom, das sich vor allem durch Verfärbungen der Haut äußert.

Universal-Lexikon. 2012.

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